Freitag, 2. Juni 2017

Woran glaubst du?

"Ich glaube an Gott, der die Liebe und Güte ist ..., und woran glaubst du?", so wurde ich kürzlich auf Twitter gefragt.

Was soll ich antworten? Nichts leichter als das. Selbstverständlich glaube ich auch an Gott. Und doch habe ich mit der Antwort gezögert und zögere immer noch? Was glaube ich wirklich?

Glauben wir, mich eingeschlossen, nicht alle - die meisten wenigstens - an einen anthropomorph konstruierten Gott? Eckhart Tolle, der weltbekannte Mystiker unserer Zeit, will das Wort "Gott" vermeiden, denn wenn wir "Gott" sagen, dann impliziert das bereits ein Gegenüber, eine Person, eine Wesenheit, einen Geist oder was auch immer, der außerhalb von uns ist, getrennt von uns, den wir damit ansprechen, den wir anbeten und verehren wollen. Aber Gott ist kein Gegenüber, Eckhart Tolle wird nicht müde, das zu betonen. Er schlägt vor, statt dessen das Wort "Sein" zu verwenden, unter dem man sich nur schwer etwas vorstellen kann. Gott ist so sehr mit seiner Schöpfung verwoben, dass eine Trennung nicht möglich ist.

Chuang Tzu sagt: Wenn einer nach dem Tao fragt und ein anderer antwortet ihm, dann wissen sie es beide nicht. Gleiches gilt von Gott. 

Um ein Wort von Willigis Jäger abzuwandeln: Gott will nicht geglaubt werden, er will gelebt werden, denn ER und ich sind EINS. So wie die Welle und das Meer EINS sind.

Sehr gut gefallen mir folgende Gedanken: "Der Ganzheit ist es gleich, durch welche Form sie erblüht. Sie sucht nur die Öffnung, durch welche sie erblühen kann. Es ist nicht so, dass die Form auf irgendeine Weise besonders ist. Das Gegenteil ist wahr: Durch die Erkenntnis der Nichtheit dieser Form, ihrer Nichtigkeit, ihrer Nicht-Besonderheit, kommt plötzlich, wo eine Form gewesen war, eine Transparenz. Es ist die Bestimmung der Form, dafür transparent zu werden [...] Gott kennt Personen nicht einmal. Gott will durch die Öffnungen gehen ... Es hält Ausschau - das ist nun bildlich gesprochen - es ist wie ein Licht, das leuchtet und Ausschau hält, wo das Loch ist, durch das es scheinen kann [...].
[aus: Eckhart Tolle Sri Aurobindo. Ein neues Denken.Ein neuer Mensch.Eine neue Welt. Aquamarin Verlag]

Was glaube ich nun wirklich?

Die Antwort muss noch eine Zeitlang warten, so lange, bis ich dafür transparent genug bin.











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