Sonntag, 4. Juni 2017

Pfingsten, das liebliche Fest?

Hier eine zwar lange, aber doch lesenswerte Pfingstpredigt.

Pfingsten hat mit Loslassen zu tun, ein guter Gedanke. Nur wenn ich Altes loslasse, alte Vorstellungen und Erwartungen, kann Neues kommen. Das ist zum Beispiel die Erfahrung von Menschen, die Zen-Meditation üben. "Leib und Seele sind mir ausgefallen", hat ein Zen-Meister nach seiner ersten großen Erleuchtungserfahrung gerufen. Er hatte losgelassen, letztlich sein Ego, sich selbst.

Ähnliches mag den Anhängern Jesu widerfahren sein. Sie hatten sich 50 Tage nach Ostern zu einem jüdischen Fest versammelt, hatten den Tod Jesu nun innerlich angenommen, hatten endlich akzeptieren können, dass er es nicht als seine Aufgabe gesehen hatte, Israel aus der Hand der römischen Besatzer zu befreien, sondern dass er einen schmachvollen Tod gestorben war, sie hatten wohl ihren Schockzustand überwunden. Und da war nun Platz für eine neue Erfahrung, für das "Kommen des Geistes", wie ihre Erfahrung umschrieben wird.

Ein "liebliches Fest" im Goetheschen Sinne ist Pfingsten mit Sicherheit nicht.

Im Katholizismus hingegen wurde der "Geist", der "heilige Geist", wie so vieles andere auch, verdinglicht. Jesus habe den Geist gesandt, und dieser Geist, so die unterschwellige Haltung, werde es dann schon richten, er werde zum Beispiel dafür sorgen, dass der richtige Papst gewählt wird u.v.a.m. Die Kirche, gerade sie, müsste loslassen, müsste ihre Glaubenssätze und frommen Konstruktionen loslassen. Erst dann kann Pfingsten kommen, kann Pfingsten sein.

Pfingsten ist kein einmaliges Erlebnis, vor 2000 Jahren schon dagewesen und erledigt. Pfingsten ist ein fortwährender Prozess, der jeden einzelnen betrifft.












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